Ich kriege keine Luft. Ich habe Angst. Ich will nur noch an die Oberfläche. Jetzt sofort. Nein, ich kann das nicht…Ich spüre nur noch Panik…
Zurück zum Anfang.
Nach 4 Wochen in Buenos Aires ging es zusammen mit Jill in ihre Wahlheimat Honduras. Genauer gesagt landeten wir auf Roatan, der kleinen Insel vor der Karibikküste des Landes. Mit dem zweitgrößten Korallenriff findet man hier das Paradies für Taucher. Hier wollte ich nach all‘ den Schnorcheltrips auch mal das „richtige Tauchen“ ausprobieren.
Aber das Wetter machte mir einen Strich durch die Rechnung. Die Regenzeit war noch in vollem Gange und das Meer viel zu unruhig. So hatte ich zumindest genügend Zeit, die Theorie zu studieren. Und die Momente, in denen das Wetter mitspielte, konnte ich die Aussicht genießen.
Doch dann kam der Tag, an dem ich mich in den Neoprenanzug zwängte und es auf das Boot ging. Natürlich ging meine Tauchlehrerin mit mir vorher alles genau durch. Das funktioniert so…Das machst Du so…Das ist dafür da… Ah ja, na schauen wir mal, wie das dann im Wasser aussieht.
5 Minuten später waren wir schon an der Stelle, an der ich nun meinen ersten Tauchversuch wagen sollte. Zum Glück war ich mit meiner Tauchlehrerin allein. Nur Jill drehte hinter mir noch ihre Runden und knipste fröhlich Fotos.
Ich dachte, wir gehen für die ersten Übungen ins flache Wasser. Ich konnte ja nicht ahnen, dass „shallow waters“ bei Tauchlehrern 5 Meter tief bedeutet.
Jetzt war also der spannende Moment gekommen. Luft aus der Weste lassen und langsam abtauchen. Dabei immer schön regelmäßig atmen. Mein Kopf war noch gar nicht ganz unter Wasser, als ich voller Panik wieder nach oben strampelte. Schnell wieder die Weste aufpumpen, damit ich auch ja oben bleibe.
Ich war eigentlich ruhig, aber von einer Sekunde auf die andere klopfte mein Herz bis zum Hals und mein Kopf sagte mir nur, dass ich mir gefälligst ein anderes Hobby suchen sollte.
Ok, gaaanz tief durchatmen und von vorn. Luft aus der Weste lassen, an der Ankerleine festhalten und ganz langsam abtauchen. Und wieder Panik. Wieder strampelten meine Beine wie automatisch und ich war zurück an der Oberfläche. Na so funktioniert Tauchen aber nicht.
Gott sei Dank hatte meine Tauchlehrerin eine Engelsgeduld. Ich sollte einfach nur den Kopf unter Wasser halten und mich an das Atmen mit dem Mundstück gewöhnen. Beim dritten Versuch ließ ich mich dann tatsächlich ein kleines Stück herab, wohlbemerkt mit meiner Lehrerin händchenhaltend. Bei meiner Schnappatmung war von langen, ruhigen Atemzügen keine Spur. Aber zumindest blieb ich dieses Mal unter Wasser. Langsam konnte ich mich auch etwas beruhigen.
Leider hatte ich mit einem anderen Problem zu kämpfen, dem Druckausgleich. Mein linkes Ohr wollte einfach nicht mitmachen. Es dauerte ewig. Unzähliges Nase zuhalten und schlucken und mit dem Kiefer wackeln später, war ich endlich am Meeresboden angekommen.
Meine neu gewonnene Ruhe nahm mir meine Lehrerin aber sofort. Denn jetzt sollte ich üben, wie ich das Mundstück heraus und wieder in den Mund nehme. Im Ernst? Ich dachte, man übt das im Pool! Ich war kurz davor, einfach wieder nach oben zu schwimmen. Ich nehme mir doch nicht selber meine Luft zum Atmen weg!
Ich hatte nur 2 Möglichkeiten. Es entweder einfach probieren oder abzubrechen und nach oben zu schwimmen. Ok, Augen zu, gaaaanz tief durchatmen. Ohne weiter darüber nachzudenken nahm ich also das Mundstück heraus, pustete kleine Luftblasen vor mich hin (Regel Nummer 1 beim Tauchen: Höre nie auf zu atmen) und nahm das Mundstück wieder herein. Wasser herauspusten und schon war das Kunststück vollbracht. Hmmm, war eigentlich gar nicht so schlimm. Gleich noch 2 Versuche und siehe da, es funktionierte wunderbar. Dann machten wir uns auf den Weg, die Umgebung zu erkunden. So schnell war ich also auf meinem ersten Tauchgang unterwegs.
Zwar machte beim Abtauchen wieder mein Ohr Probleme, aber ich fühlte mich wohl. Die Angst war weg und wir konnten etwas mit dem Fotoapperat herumalbern. Gut, ab und an atmete ich durch die Nase aus und mir verrutschte die Brille. Aber das hat keiner gesehen 🙂
Meinem Tauchschein stand also nichts mehr im Wege.
Falsch gedacht. Beim Druckausgleich hatte ich nach wie vor Schwierigkeiten. „Nur um sicher zu gehen“, ging ich am nächsten Tag zum Arzt. Voller Erwartung, dass alles in Ordnung ist, beendete er meine Tauchkarriere abrupt. „Beide Trommelfelle sind verletzt und erst wenn ich problemlos ausgleichen kann, darf ich wieder unter Wasser“, so seine Diagnose.
Was für ein Ärger. Da war ich extra nach Roatan geflogen, um den Tauchschein zu machen. Aber so läuft es eben manchmal. Ich passe lieber auf meine Ohren auf und gehe erst wieder auf Tauchstation, wenn die Verletzungen ausgeheilt sind.
Schöne Fotos habe ich ja zum Glück trotzdem…
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