Das Ende meines San Blas Adventures stand bevor. Ich sah es mit einem lachenden und einem weinenden Auge. Die Nächte in den Hängematten wurden mit jedem Mal unbequemer. Nach einer Bucket Shower fühlte ich mich auch nicht sauberer und die „sanitären Anlagen“ wurden immer fragwürdiger.
Die letzte Insel, auf der wir Halt machten, toppte alles! So eine Toilette habe ich wirklich noch nie gesehen! Es ging zunächst auf einen Steg.
Und dann öffnet man die Türen und findet das:
Wenn man das erstmal verdaut hat (im wahrsten Sinne des Wortes), realisiert man schnell, worin man also die letzten Tage gebadet hat. Oder womit hier die Fische gefüttert werden 🙂
Dieses Adventure sorgte wirklich jeden Tag für Überraschungen! Als wir nach dem Sonnenbaden zurück ins Dorf gingen, wurden wir so z.B. mit Mülltüten ausgerüstet, um unterwegs den Müll auf der Insel einzusammeln. „Wenn wir das mit jeder Tour so machen, ist die Insel in spätestens einem halben Jahr wieder sauber!“ Was für eine schöne Idee!
Auf geht’s nach Kolumbien
Am vierten Tag ging es also endlich nach Kolumbien. Nach dieser Zeit hatte ich so langsam raus, welcher Platz im Boot der Beste war. Denn unterwegs wurde man klitschnass. Hinten links kommt man völlig aufgeweicht an. Also auf jeden Fall nach rechts! Vorn spürt man jede Welle und es kracht nur so durch den ganzen Körper. So arbeitete ich mich also durch und saß hinten rechts halbwegs trocken. Denn so nass wie hier, wollte ich nicht wieder werden.
Mitten auf dem Weg zum letzten Stopp in Panama (wir brauchten unseren Ausreisestempel), ließ sich zweite Boot wieder besonders viel Zeit. Also drosselten auch wir unser Tempo und warteten. Als sie näher kamen, dachten wir noch, jemand müsste sich übergeben. Es ging ewig nicht voran und wir scherzten schon, wie lange man denn brauchen kann, sich seinem Frühstück zu entledigen. „Jetzt reißt Euch halt zusammen! So langsam unterwegs spürt man die Wellen doch noch mehr.“
Wie leicht zerbricht ein Boot?
Als unsere Boote dann dichter zusammen kamen, folgte die Ernüchterung! Das Boot hatte in der Mitte einen Riss bekommen. Bei den Wellen sprang das Boot jedes Mal nach oben und krachte nur so auf das Wasser zurück. Da hatte ich mich schon gefragt, wie lange es wohl dauern würde, bis es in der Mitte durchbricht. Und jetzt war es tatsächlich passiert. Sie hatten einen 10 cm langen Riss an der Seite, der sich mit jeder Welle öffnete und wieder zuklappte. Es war also nur eine Frage der Zeit, bis es einmal richtig knackt und der Riss durch das ganze Boot geht. Bei 15 Leuten und unzähligen Taschen im Boot ist das auch nicht unwahrscheinlich!
Frauen und Kinder zuerst
Etwas ratlos trieben wir so ein wenig hin und her. Da wir noch Platz im Boot hatten, sollten ein paar Leute zu uns ins Boot kommen. Wohl bemerkt mitten im Meer! Bei ordentlichem Wellengang!
Wir versuchten irgendwie die Boote zusammen zu halten und nach und nach krabbelten ein paar Mädels und Jungs in mein Boot. Wie viel Gewicht diese kleine Nussschale wohl aushält? Ob unser Boot jetzt als nächstes bricht? Ein paar mutige Jungs blieben im kaputten Boot zurück und wir fuhren die letzten 20 Minuten im Schneckentempo zum letzten Stopp in Panama.
Wie gut, dass sich unsere Marineros von all‘ dem Ärger nicht die Laune verderben ließen! Und so lange sie noch lachten, waren wir wohl sicher…
Während wir auf unsere Ausreisestempel warteten, begutachteten sie das kaputte Boot.
Es war natürlich noch fahrtüchtig, sicher geht aber anders. Also verluden sie das Gepäck in das kaputte Boot, sodass die gesamte Gruppe in das (noch) intakte Boot steigen konnte. So eingekuschelt ging es schließlich doch nach Sapzurro in Kolumbien.
Die Kunas dürfen sich eigentlich nicht im kolumbianischen Gewässer aufhalten. Der Stopp in Sapzurro, also direkt nach der Grenze, wird jedoch geduldet. Hier verabschiedeten wir uns von ihnen! Und für uns hieß es „Willkommen in Kolumbien!“
Es ging dann ein letztes Mal in ein Boot. Zum Glück. Davon hatte ich jetzt wirklich genug! Nach einer letzten Dusche kamen wir endlich in Capurgana an!
So schnell wird man zur illegalen Einwanderin
Aber auch das ging natürlich nicht ohne einen letzten Zwischenfall! Wir sollten eigentlich unseren Einreisestempel für Kolumbien bekommen. Aber da Ostersonntag war, war das Immigration Office geschlossen! Das war unsere erste Nacht in Kolumbien und wir waren alle illegale Immigranten. Auch nicht schlecht. „Das Büro öffnet um 14 Uhr“! Oh, das sind mal nette Arbeitszeiten. Auf dem Weg zum Frühstück am nächsten Tag hieß es dann auf einmal, „stellt euch sofort für den Stempel an, heute Nachmittag ist das Büro wieder geschlossen.“ Ja was denn nun?

Mal schauen, wie lange das Immigration Office dieses Mal offen ist!
Also ging es in die Schlange, nur um nach einer halben Stunde wieder weggeschickt zu werden – Stromausfall! Das passierte in diesem kleinen Ort öfter! Dann doch zuerst frühstücken. Gegen Mittag versuchten wir es wieder. „Wenn das jetzt nicht klappt, können wir morgen nicht weiter fahren. Wir brauchen den Stempel.“
Aber das Büro hatte tatsächlich geöffnet und ich traf auf den ungewöhnlichsten Beamten überhaupt. Er saß tiefenentspannt im Tanktop!!!! vor mir, über und über tätowiert und scherzte mit mir, dass mein Spanisch ja sehr gut sei. Der freie Tag gestern schien ihm gut getan zu haben. Jetzt war ich also endlich legal im Land, das San Blas Adventure zu Ende und meine Reise konnte weitergehen.
Willkommen in Kolumbien!
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