Ich habe hier versucht zu erläutern, wie sich meine erste Woche in Havanna angefühlt hat. Der Kulturschock wurde von Tag zu Tag eher größer, als kleiner.
Da ich auf meiner Tour mit G Adventures einen kubanischen Tourguide hatte, musste ich die Chance natürlich nutzen und ihn etwas ausquetschen. Auch wenn er Englisch spricht, war die Unterhaltung schwierig. Dabei mit einem Mojito vor einer lauten Bar zu sitzen, machte das Ganze nicht leichter. Mal schauen, was ich nach dem Abend noch rekonstruieren kann…
Über die Nutzung des Internets
Ich habe mich meistens gefragt, wie die vor allem jungen Kubaner das Internet nutzen. Ich dachte, dass sie genauso wie wir ihre Social Media Sucht stillen. Jetzt erfuhr ich aber, dass die meisten die kurze Zeit im Netz nutzen, um mit ihren Verwandten in den USA zu kommunizieren. Sie suchen nach Wegen, um aus Kuba heraus zu kommen!
Warum ein Taxifahrer ein Colectivo für 10 Cup fährt
Zuerst einmal muss ein Kubaner ein Auto besitzen, um Taxifahrer zu werden. Hört sich jetzt natürlich simpel an, aber wer kann sich das hier schon leisten? Schon allein ein Auto zu haben, um für den Führerschein zu üben, ist ein Ding der Unmöglichkeit.
Dann müssen Taxifahrer, die Steuern in der Währung zahlen, in der sie auch das Geld einnehmen. Da haben wir schon mal einen Grund, warum ein Kubaner natürlich lieber in Pesos bezahlt, als in CUC. Ich sehe hier jetzt natürlich nur die Hochsaison. Klar kann ein Taxifahrer dann mit den Touristen Unmengen an Geld verdienen. Aber dafür hat er dann in der Nebensaison kaum noch Fahrten.
Die Höhe der Steuern ist jedoch jeden Monat gleich hoch. Wenn man in der Nebensaison dann kaum etwas verdient, kann dies zu einem großen Problem führen.
Fährt ein Fahrer das Colectivo, sind seine Einnahmen das ganze Jahr über konstant.
Wie die Kubaner einkaufen gehen
Ein Kubaner bekommt ein Heft. In diesem Heft wird genau dokumentiert, was er wie einkaufen kann.
Ihm stehen pro Monat eine gewisse Menge an Grundnahrungsmitteln zu. Bspw. 1 Kg Reis, 500g Zucker, so und so viele Eier, Brot und co. Dafür gibt es dann bestimmte Läden, die genau diese Dinge für wenige Pesos verkaufen.
Umgerechnet ein paar Cents reichen beim Bezahlen völlig aus. So könnte man zunächst glauben, dass ein Monatsgehalt von 20 CUC, also ca. 480 CUP doch in Ordnung sein müsste, wenn die Miete, Strom und Wasser nicht mehr als 10 CUP kosten.
Aber da die Lebensmittelrationen nur gerade so für eine Woche reichen, sind eben die Grenzen dieses Systems schnell erreicht. Denn im Anschluss müssen die Kubaner ihre Lebensmittel in CUC bezahlen, was dann im Grunde das Einkaufen unbezahlbar macht.
Wie die Kubaner die unterschiedlichen Verdienste sehen
Am wenigsten konnte ich verstehen, wie sich die Kubaner selbst sehen. Wenn ein Arzt im Monat das verdient, was ein Kellner an einem Abend umsetzt… Die Antwort meines Tourguides? „This is why I have a knife with me, when I walk down a dark street.“ In seiner Nachbarschaft kennt er zum Glück die meisten Leute. Ihnen ab und an eine Flasche Rum zu spendieren, ist die nächste Variante, sich vor dem Neid etwas zu schützen. Also ja, es herrscht Unmut unter den Kubanern.
Er hat mir bestätigt, wie ungerecht dieses System hier ist. Er hofft aber, dass sich das mit der nächsten Generation wieder ändert.
Wer versteht Kuba wirklich?
Ich habe mehr als ausführlich beschrieben, wie wenig ich Kuba verstehe. Gut, ich hätte mich natürlich noch besser vorbereiten können und werde das bei Gelegenheit nachholen.
Aber dafür hat mich das Gespräch mit unserem Guide etwas beruhigt.
Denn wenn er am Ende der Tour seine Gruppe fragt, ob sie Kuba verstanden haben und sie mit „Ja“ antworten, fragt er sie direkt, ob sie es ihm erklären können. Denn er versteht es nicht!
Wenn selbst ein Kubaner das System nicht verstehen kann, wie sollte ich es denn jemals schaffen?
3 Comments
Hola, schöner Bericht! 🙂
Du schaust ja richtig hinter die Kulissen… sehr schön! Genau solche Geschichten will ich lesen! Mehr davon!
Ich geb mir ganz doll Mühe!!!!